Mal ehrlich, wie oft grübelst Du beim Schreiben wirklich über den Schauplatz nach? Genau – wahrscheinlich zu selten. Dabei sind die Schauplätze viel mehr als bloße Kulissen. Sie sind wie stille Helden, die das Drama in Deiner Geschichte unterstreichen, den Ton angeben und manchmal sogar die Handlung selbst vorantreiben.
Stell Dir vor, Dein Protagonist hat ein nervenaufreibendes Geständnis zu machen. Ort der Wahl? Ein steriler Konferenzraum. Gähn. Doch verlege dieselbe Szene in eine verlassene Achterbahn, mitten in einem tobenden Sturm. Jetzt wird es interessant!
Genau darum geht’s in diesem Beitrag: Wie Du Schauplätze nicht nur originell, sondern auch bedeutungsvoll wählst und sie zu Deinem Vorteil nutzt.
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Inhalt
Die Bedeutung des Schauplatzes in einer Geschichte
Lass uns ehrlich sein: Wenn man an eine Geschichte denkt, sind Schauplätze oft nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt. Wir denken an spannende Plots, charismatische Figuren oder Dialoge, die einen umhauen. Aber der Schauplatz? Der wird oft behandelt wie die Beilage beim Essen – nett, aber irgendwie zweitrangig. Das ist ungefähr so, als würdest Du behaupten, dass der Grand Canyon nur „eine größere Schlucht“ ist. Technisch richtig, aber auch himmelschreiend falsch.
Schauplätze sind der Rahmen, in dem Deine Geschichte lebt und atmet. Sie sind nicht nur das „Wo“, sondern auch das „Wie“ und manchmal sogar das „Warum“. Ein passender Schauplatz gibt Deiner Geschichte Tiefe, Atmosphäre und – wenn Du es richtig machst – sogar Charakter.

Warum Schauplätze mehr sind als nur Orte
Schauplätze sind viel mehr als ein Ort, an dem sich Deine Figuren zufällig befinden. Sie sind wie ein stiller Beobachter, der jedes Wort, jede Handlung und jede Spannung einfängt und verstärkt. Sie können die Stimmung einer Szene aufbauen, sie ins Gegenteil verkehren oder Deinem Leser ein Gefühl dafür geben, was wirklich auf dem Spiel steht.
Nimm zum Beispiel eine Verfolgungsjagd. In einem dicht besiedelten Stadtzentrum fühlt sich das hektisch und chaotisch an – hupende Autos, wütende Passanten, Sirenen. Aber jetzt versetze dieselbe Verfolgungsjagd in einen abgelegenen Wald bei Nacht. Plötzlich ist da keine hektische Energie mehr, sondern klaustrophobische Stille. Jeder Schritt auf knackenden Ästen wird zu einem Schrei in der Dunkelheit. Der Schauplatz ändert nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die gesamte Dynamik der Szene.
Schauplätze und Emotionen – Das Dreamteam
Ein gut gewählter Schauplatz kann die Emotionen Deiner Figuren und Leser verstärken – oder sie bewusst brechen. Es geht darum, Deine Szene mit einem Schauplatz zu unterfüttern, der ihre Bedeutung unterstreicht oder einen Kontrast setzt, der den Leser überrascht.
Wie wäre es, wenn Dein Hauptcharakter gerade die schlimmsten Nachrichten seines Lebens erhalten hat. Aber statt ihn in ein dunkles Zimmer zu setzen, bring ihn an einen strahlend sonnigen Strand. Die Diskrepanz zwischen der inneren Zerrissenheit des Charakters und der fröhlichen, entspannten Umgebung des Schauplatzes kann die Szene viel eindringlicher machen. Es ist ein bisschen so, als würde jemand bei einer Beerdigung plötzlich anfangen, einen Kuchen zu backen – unerwartet, aber kraftvoll.

Was macht einen Schauplatz ungewöhnlich?
„Ungewöhnlich“ im Kontext von Geschichten bedeutet nicht unbedingt, dass Du Deine Figuren auf den Mars schicken oder sie in einem Vulkan campen lassen musst (obwohl, wenn Du das willst – nur zu!). Es geht eher darum, einen Ort zu wählen, der nicht dem Standard entspricht, den Leser überrascht und im besten Fall dazu beiträgt, die Handlung oder Charakterentwicklung auf ein neues Level zu heben. Ein ungewöhnlicher Schauplatz ist wie der unerwartete Gast auf einer Party: Er bringt frischen Wind und bleibt im Gedächtnis, solange er sich nicht völlig danebenbenimmt.
Es ist oft der Kontrast, der einen Schauplatz ungewöhnlich macht. Die elegante Dinnerparty in einem heruntergekommenen Waschsalon? Absolut ungewöhnlich. Die blutige Konfrontation in einer schicken, sterilen Designerwohnung? Ziemlich packend. Es geht darum, Erwartungen zu brechen und gleichzeitig eine glaubwürdige Verbindung zur Geschichte herzustellen.
Orte, die normalerweise nicht mit bestimmten Szenen assoziiert werden
Nehmen wir mal die klassische romantische Szene. Zwei Figuren sitzen an einem perfekt gedeckten Tisch, der Kerzenschein flackert, und im Hintergrund spielt eine Geige? Gähn. Natürlich funktioniert das – aber was wäre, wenn sich die Figuren stattdessen in einem belebten Supermarkt wiederfinden? Sie greifen gleichzeitig nach der letzten Dose Ravioli, und plötzlich entsteht ein funkelnder Dialog über die Vorzüge von Bio vs. Discounter. Romantik im Alltag – ehrlich, erfrischend und ganz nebenbei ein super ungewöhnlicher Schauplatz, der die Leser schmunzeln lässt.
Oder denk an eine Actionszene: Die Verfolgungsjagd in der dunklen Gasse oder auf der Autobahn ist ein Klassiker. Aber wie wäre es, wenn Du das Ganze in einem Labyrinth aus gigantischen Heuhaufen auf einem Bauernhof inszenierst? Während die Figuren sich zwischen den Ballen durchkämpfen, bricht die Sonne durch die Ritzen, und vielleicht jagt im Hintergrund ein wütender Hahn die Antagonisten? Absurdität kann hier Dein bester Freund sein.
Balance zwischen ungewöhnlich und glaubwürdig
Okay, jetzt kommt der knifflige Teil. Ein ungewöhnlicher Schauplatz ist großartig, aber wenn er zu weit hergeholt oder übertrieben ist, kann er mehr schaden als nützen. Es ist ein bisschen wie bei gewagten Outfits: Du willst auffallen, aber nicht aussehen, als hättest du den Inhalt deines Schranks mit geschlossenen Augen ausgewählt.
Ein Beispiel: Eine emotionale Versöhnungsszene auf der Spitze eines Riesenrads bei Sonnenuntergang? Perfekt, wenn Du vorher erklärst, warum die Figuren dort sind. Aber wenn sie plötzlich aus dem Nichts dort oben auftauchen, wirkt das unglaubwürdig und könnte den Leser irritieren. Der Schauplatz sollte immer zur Handlung und den Figuren passen, auch wenn er auf den ersten Blick ungewöhnlich ist.
Ungewöhnlich bedeutet auch nicht, dass Du jedes Mal die Grenzen des Universums sprengen musst. Manchmal reicht es schon, einen vertrauten Ort durch eine neue Perspektive spannend zu machen. Stell Dir eine Geburtstagsfeier in einer Bibliothek vor, bei der alle flüstern müssen, während die Hauptfigur mit einer emotionalen Rede das Eis bricht. Einfach, aber unvergesslich – und absolut glaubwürdig.
Gewöhnliche vs. ungewöhnliche Schauplätze (Video)

Weitere kreative Ideen für ungewöhnliche Schauplätze
Manchmal braucht es nur einen kleinen Funken Inspiration, um Deinen Szenen das gewisse Etwas zu verleihen. Du denkst vielleicht, Dir fällt nichts ein – aber keine Sorge, ich habe Dir eine Liste zusammengestellt, die Deine Fantasie ordentlich ankurbeln sollte. Diese Schauplätze sind nicht nur ungewöhnlich, sondern auch voller Möglichkeiten, um die Stimmung Deiner Geschichte auf geniale Weise zu beeinflussen.
Ein altes Theater während eines Stromausfalls
Knarrende Dielen, der muffige Geruch von Vorhängen, die schon seit Jahren nicht mehr gewaschen wurden, und eine bedrückende Dunkelheit, die jede Bewegung wie ein Geheimnis erscheinen lässt. Vielleicht verstecken sich Deine Figuren hier vor einem Verfolger, oder sie führen eine emotionale Aussprache, während ein Funken Hoffnung – oder Angst – in der Dunkelheit glimmt. Der Stromausfall macht den Ort nicht nur gruselig, sondern auch intim. Ohne Licht ist es, als würde die Welt auf das Wesentliche reduziert: Geräusche, Berührungen, Worte. Drama pur!
Ein riesiger, leerer Swimmingpool
Kein Wasser, aber dafür eine Menge Platz und diese seltsame, hallende Akustik. Ein leerer Pool könnte der perfekte Ort für eine geheime Versammlung sein, ein ungewöhnlicher Treffpunkt für Freunde oder sogar der Schauplatz eines verrückten Wettkampfs. Das Echo verstärkt jede Emotion – ob es wütende Anschuldigungen, herzzerreißendes Lachen oder einfach nur das Geräusch eines fallenden Steins ist. Und dann diese visuelle Komponente: Menschen, die auf dem Boden eines Pools stehen, während die Sonne durch die leeren Fliesen reflektiert. Klingt irgendwie magisch, oder?
Der Innenraum eines umgebauten Busses
Was für ein geniales Setting, oder? Ein alter Schulbus, der in ein gemütliches Mini-Wohnzimmer umfunktioniert wurde, könnte ein Rückzugsort für eine Figur sein, die vor der Welt flüchtet. Oder ein Proberaum für eine schräge Band. Die beengte Umgebung erzeugt automatisch Nähe – und Konfliktpotenzial. Plus, die Details: eingerahmte Fotos an den Wänden, eine alte Kaffeemaschine, die auf dem wackelnden Tisch steht, und vielleicht ein Hund, der auf dem Rücksitz schläft. So ein Bus schreit geradezu nach Geschichten.
Ein botanischer Garten in einer Stadtwüste
Inmitten der grauen Betonwüste öffnet sich plötzlich ein Paradies voller Grün. Ein botanischer Garten kann nicht nur visuell beeindrucken, sondern auch symbolisch wirken: Hoffnung inmitten von Tristesse, Schönheit im Chaos. Hier könnten Figuren ihre Liebe entdecken, einen Plan schmieden oder einfach nur durchatmen. Und denk an die Geräusche – das Summen der Insekten, das Rauschen der Blätter im Wind. Ein solcher Schauplatz bringt Ruhe oder Geheimnis, je nachdem, wie Du ihn einsetzt.
Ein Friedhof bei Tageslicht
Ja, bei Tageslicht! Während ein Friedhof nachts oft in Richtung Horror geht, wirkt er tagsüber völlig anders. Da ist vielleicht eine seltsame Stille, ein Hauch von Frieden. Vielleicht sitzen zwei Figuren auf einer alten Bank, unterhalten sich über das Leben und kommen dabei endlich zur Wahrheit. Oder es gibt ein Gespräch voller Humor und schwarzem Witz, während sie alte Grabinschriften entziffern. Der Friedhof tagsüber ist ein Ort der Reflexion – melancholisch, aber auch hoffnungsvoll.
Ein Aufzug, der plötzlich stecken bleibt
Klassiker, ich weiß. Aber unterschätze nicht, was so ein kleiner Metallkasten mit Deinen Figuren anstellen kann! Zwei Menschen, die sich kaum kennen (oder vielleicht verabscheuen), bleiben plötzlich stecken. Die Zeit zieht sich, der Raum ist eng, und die Konversation muss irgendwann über Wetter und „wie lange dauert das noch?“ hinausgehen. Eine perfekte Gelegenheit, Spannung aufzubauen, Geheimnisse zu enthüllen oder Charaktere zueinander zuführen. Bonuspunkte, wenn der Aufzug dabei seltsame Geräusche macht – nur, um die Nerven Deiner Figuren noch ein bisschen mehr zu strapazieren.
Wie ungewöhnliche Schauplätze Emotionen hervorrufen können
Die Magie dieser Schauplätze liegt in ihrer Fähigkeit, Gefühle zu verstärken. Sie überraschen nicht nur Deine Leser, sondern setzen auch Deine Figuren unter Druck oder geben ihnen Raum, sich zu entfalten. Ein dunkles Theater kann Angst, Nähe oder Verzweiflung hervorrufen. Ein leerer Pool erzeugt eine Mischung aus Verlorenheit und Freiheit. Der umgebaute Bus gibt Wärme und Gemütlichkeit, während ein Friedhof tagsüber für Nachdenklichkeit sorgt.
Das Wichtigste: Nutze den Schauplatz, um die Emotionen Deiner Figuren zu spiegeln oder zu kontrastieren. Die Stille eines botanischen Gartens könnte den inneren Sturm einer Figur umso lauter wirken lassen. Der Aufzug, in dem zwei Menschen stecken, könnte eine unerwartete Verbindung hervorbringen.
Und das Beste? Die Möglichkeiten sind endlos. Du musst nur die Augen offen halten und das Alltägliche mit einem Hauch Kreativität betrachten.

Ungewöhnliche Schauplätze als Charaktere behandeln
Du siehst, Schauplätze sind mehr als nur hübsche Hintergrunddekoration. Sie sind keine passiven Bühnen, auf denen sich Deine Figuren austoben, sondern können – wenn Du sie richtig einsetzt – wie eigenständige Charaktere wirken. Ja, Du hast richtig gelesen: Deine Schauplätze können sich einmischen, Probleme verursachen oder Deine Figuren sogar verändern. Und ganz ehrlich, das macht sie richtig spannend!
Der Schauplatz als aktiver Teilnehmer
Stell Dir vor, Du schreibst eine Szene, in der Deine Figuren auf einer verlassenen Insel stranden. Diese Insel ist nicht einfach nur ein Haufen Sand mit ein paar Palmen, sondern ein pulsierender Charakter, der ständig neue Herausforderungen bereithält. Vielleicht gibt es gefährliche Gezeiten, lautes Geschrei von unsichtbaren Tieren im Dschungel oder unerwartete Stürme, die alles durcheinanderbringen. Hier agiert der Schauplatz aktiv, er wird zum Gegenspieler, der deine Figuren zwingt, ihre Komfortzone zu verlassen und kreative Lösungen zu finden.
Ein anderes Beispiel: Eine alte Villa. Sie könnte knarrende Treppen und Türen haben, die sich wie von Geisterhand bewegen. Aber anstatt nur ein bisschen Gruselstimmung zu verbreiten, könnte das Haus tatsächlich Einfluss auf die Handlung nehmen. Vielleicht verrät ein Geräusch die Position der Hauptfigur oder ein geheimer Raum verändert den Verlauf der Geschichte komplett.
Konflikte durch den Ort erzeugen
Manchmal ist es der Schauplatz selbst, der den Figuren das Leben schwer macht – und das ist großartig! Denn Konflikte treiben jede Geschichte voran. Ein überfüllter Zug kann dazu führen, dass zwei Figuren widerwillig ins Gespräch kommen, weil sie aneinandergepresst wie Sardinen stehen. Ein stürmischer Wald kann verhindern, dass die Hauptfigur rechtzeitig zu einem wichtigen Treffen kommt, was die Spannung erhöht.
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel sind Szenen in einem U-Boot. Denk mal darüber nach: Enge Räume, begrenzter Sauerstoff, und überall diese beklemmende Dunkelheit. Das U-Boot selbst wird hier zum Konfliktauslöser. Es zwingt die Figuren, mit der Enge und der drohenden Gefahr umzugehen – physisch und emotional.
Der Schauplatz verändert die Figuren
Ein wirklich gelungener Schauplatz sollte Deine Figuren nicht nur herausfordern, sondern auch verändern. Vielleicht ist es eine verlassene Stadt, die eine Figur daran erinnert, wie flüchtig das Leben sein kann, und sie dazu bringt, alte Fehler wiedergutzumachen. Oder eine sternenklare Nacht in der Wüste, die Deiner Hauptfigur die Bedeutung von Freiheit vor Augen führt.
Manchmal bringt ein Ort aber auch das Schlechteste in den Menschen hervor. Ein dunkler, stickiger Keller könnte in einer Figur Panik auslösen und ihre dunkelsten Geheimnisse ans Licht bringen. Vielleicht enthüllt eine lange, einsame Straße die tiefste Verzweiflung einer anderen Figur – oder zwingt sie, über ihr Leben nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen, die alles verändert.
Beispiele für Schauplätze mit Charakter
- Das unberechenbare Wetter: Ein plötzlicher Schneesturm hält zwei gegensätzliche Figuren in einer abgelegenen Berghütte fest. Sie müssen sich arrangieren – und dabei wird klar, dass der wahre Feind nicht der Schnee ist, sondern ihre Vorurteile.
- Die unerbittliche Stadt: In einer brodelnden Großstadt kann die Hektik des Alltags Konflikte verstärken, aber auch unerwartete Begegnungen ermöglichen. Eine hektische U-Bahnfahrt kann genauso gut für Chaos sorgen wie für eine plötzliche Verbindung zwischen Fremden.
- Der isolierende Wald: Ein dichter Wald kann nicht nur für Orientierungslosigkeit sorgen, sondern auch symbolisch wirken – als Labyrinth, das die Figur dazu zwingt, ihren inneren Kompass zu finden.
Warum das Ganze funktioniert
Wenn Du Deinen Schauplatz wie einen Charakter behandelst, gibst Du ihm Gewicht. Leser fühlen sich stärker in Deine Geschichte hineingezogen, weil sie den Ort nicht nur sehen, sondern auch fühlen können. Und wenn der Ort selbst zur Herausforderung wird, sind Deine Figuren gezwungen, zu wachsen. Der Schauplatz wird zu einem Verbündeten oder einem Gegenspieler, der die Handlung vorantreibt – manchmal sogar mehr, als es ein weiterer menschlicher Charakter könnte.

Fehler, die Du vermeiden solltest
Auch wenn Schauplätze Deine Geschichte bereichern können, gibt es einige Stolperfallen, die Du besser umgehst. Denn so kreativ ein Setting auch sein mag, schlecht umgesetzt kann es Deine Leser schneller abschrecken, als Du „Plotloch“ sagen kannst. Lass uns deshalb einen Blick auf die größten No-Gos werfen – und wie Du sie vermeiden kannst.
Fehler #1: Den Schauplatz nur als Dekoration nutzen
Schauplätze sind keine Tapete, die Du an die Wand klatschst und dann vergisst. Wenn Du den Schauplatz nur einfügst, damit es nicht aussieht, als würde Deine Handlung im luftleeren Raum schweben, verschenkst Du eine riesige Chance. Dein Schauplatz kann Spannung erzeugen, Emotionen verstärken und sogar die Handlung vorantreiben – aber nur, wenn Du ihn auch wirklich nutzt.
Stell Dir vor, Du schreibst eine dramatische Konfrontation zwischen zwei Charakteren. Jetzt frag Dich: Warum sollte diese Szene in einem langweiligen Café spielen, wenn sie genauso gut auf einem windgepeitschten Dach eines Wolkenkratzers stattfinden könnte? Ein guter Schauplatz macht die Szene intensiver, unterstützt die Stimmung und gibt Deinen Figuren etwas, mit dem sie interagieren können. Aber wenn Du ihn nur als hübsche Kulisse einsetzt, bleibt er flach und wirkungslos – genau wie der Kuchen in besagtem Café.
Tipp:
Frage Dich bei jeder Szene, ob der Ort wirklich Sinn ergibt und ob er die Handlung aufwertet. Wenn nicht, überleg, ob ein anderer Schauplatz die Szene spannender machen könnte.
Fehler #2: Übertriebene oder unglaubwürdige Beschreibungen
Wir alle lieben malerische Details, aber es gibt eine feine Linie zwischen lebendig und überladen. Niemand möchte eine halbe Seite darüber lesen, wie genau das Sonnenlicht durch die Fensterläden fällt, wenn das eigentliche Drama im Raum völlig untergeht. Und noch schlimmer: Schauplätze, die so unglaubwürdig sind, dass Deine Leser nur mit den Augen rollen können.
Beispiel gefällig? Stell Dir einen düsteren Friedhof vor, auf dem ein einsamer Vollmond perfekt ausgeleuchtet alle Grabsteine in ein mystisches Licht taucht, während plötzlich ein Chor von Eulen im Hintergrund zu singen beginnt. Klingt poetisch, oder? Ja, aber auch total kitschig und unrealistisch. Leser merken sofort, wenn Du über die Stränge schlägst, und das reißt sie aus der Geschichte.
Tipp:
Weniger ist manchmal mehr. Beschreib nur das, was wichtig für die Handlung oder Atmosphäre ist, und lass den Rest der Fantasie Deiner Leser überlassen. Glaubwürdigkeit gewinnt immer gegen Schnörkel.
Fehler #3: Den Leser mit Details überfordern
Ach, die Versuchung ist groß: Du hast diesen Schauplatz bis ins kleinste Detail durchdacht, und jetzt willst Du natürlich alles davon in Deinen Text packen. Aber Vorsicht! Nichts bringt Leser schneller zum Abschalten als eine endlose Flut von Beschreibungen, die sich wie eine Bedienungsanleitung für Möbel lesen.
Wenn Du beispielsweise einen botanischen Garten beschreiben möchtest. Dann klar, ein paar exotische Pflanzen, der Geruch von feuchter Erde und das Summen von Insekten sind wunderbar, um Atmosphäre zu schaffen. Aber wenn Du anfängst, jedes Blatt, jede Blume und jedes noch so winzige Geräusch aufzuzählen, verliert der Leser den Faden.
Tipp:
Konzentrier dich auf die Details, die die Handlung unterstützen oder Emotionen hervorrufen. Wenn dein Protagonist gerade panisch versucht, einen Ausweg aus diesem botanischen Garten zu finden, interessiert es niemanden, welche Art von Farnen dort wächst.

Übung: Entwickle einen ungewöhnlichen Schauplatz
Jetzt wird’s praktisch! Denn was bringt das ganze Gequatsche über Schauplätze, wenn wir das Gelernte nicht anwenden? Richtig, nicht viel. Deshalb habe ich eine kleine, aber feine Aufgabe für Dich. Und keine Sorge, es gibt keine Noten – nur ein gedankliches High-Five, wenn Du Dir die Zeit nimmst, diese Übung durchzuziehen.
Deine Aufgabe: Der originelle Schauplatz
Du bekommst die Chance, einen wirklich ungewöhnlichen Schauplatz zu entwerfen. Und ich meine wirklich ungewöhnlich. Wir sprechen hier nicht von einem klassischen Café oder einer Bibliothek. Nein, ich will den Ort sehen, an den sich noch keiner getraut hat.
Wie wäre es mit:
- Ein verlassenes Aquarium, das langsam von Pflanzen überwuchert wird, während deine Figuren bei Nacht hindurchschleichen.
- Der Lagerraum eines Museums voller antiker, leicht unheimlicher Artefakte – und natürlich ist der Strom ausgefallen.
- Eine stillgelegte U-Bahn-Station, in der ein Straßenmusiker trotz der Dunkelheit melancholische Songs spielt.
Finde einen Ort, der nicht nur cool klingt, sondern auch etwas zur Geschichte beiträgt. Dein Schauplatz soll ein bisschen wie ein unsichtbarer Nebencharakter wirken, der das Geschehen beeinflusst.
Die Szene: Lass die Magie beginnen
Hast Du Deinen Schauplatz? Super! Jetzt schreib eine kurze Szene, maximal 300 Wörter. Hier sind ein paar Tipps, um Dir den Einstieg zu erleichtern:
- Atmo, Atmo, Atmo!: Beschreib den Ort so, dass Dein Leser ihn förmlich riechen, hören und fühlen kann. Was für ein Licht herrscht? Gibt es Geräusche? Einen seltsamen Geruch?
- Einbindung in die Handlung: Der Schauplatz soll nicht nur hübsch sein. Er muss auch etwas mit Deiner Szene machen. Vielleicht stolpert Dein Charakter über einen rutschigen Stein im Aquarium, oder das alte Artefakt im Museum fängt plötzlich an zu glühen.
- Emotionen wecken: Dein Schauplatz sollte eine bestimmte Stimmung erzeugen. Ist er beängstigend, bedrückend oder vielleicht überraschend gemütlich?
Warum das Ganze?
Diese Übung hilft Dir, Schauplätze bewusster auszuwählen und sie aktiv in Deine Geschichte einzubinden. Es ist eine Sache, über ungewöhnliche Orte nachzudenken – sie zum Leben zu erwecken, ist der nächste Schritt.
Also, schnapp Dir Dein Notizbuch oder öffne Dein Schreibprogramm und leg los. Und denk dran: Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, mutig zu sein. Dein Schauplatz ist Deine Bühne – also mach was draus!
P.S.: Wenn Du fertig bist, lies die Szene laut vor. Klingt es stimmig? Fühlt sich der Schauplatz lebendig an? Wenn ja, Glückwunsch – teile die Szene gerne in den Kommentaren mit uns!
Die berühmten Schlussgedanken
Was haben wir gelernt? Schauplätze sind nicht nur die langweiligen Kulissen, vor denen Deine Figuren ihre Dialoge abspulen. Sie sind mächtige Werkzeuge, um Deine Geschichte einzigartig und lebendig zu machen. Ein ungewöhnlicher Schauplatz kann eine Szene komplett verändern, Spannung erzeugen, Emotionen wecken und Deinen Leser mit seiner Einzigartigkeit in den Bann ziehen.
Warum also immer wieder dasselbe Café, dieselbe Straße, denselben verstaubten Dachboden? (Obwohl, okay, ein gut beschriebener Dachboden hat auch seinen Charme.) Der Punkt ist: Es gibt so viele ungenutzte Orte, die nur darauf warten, dass Du sie in deine Geschichten einbaust.
Trau Dich, mal was ganz Verrücktes zu probieren. Schreib die dramatische Trennung Deiner Charaktere in einem Waschsalon, während die Trommel der Maschine im Hintergrund monoton rotiert. Lass eine Verfolgungsjagd in einem überfüllten Labyrinth aus Bücherstapeln in einem Antiquariat stattfinden. Oder verlagere eine hitzige Diskussion in ein entgleistes Riesenrad. Je ausgefallener, desto besser – aber denk dran: Der Schauplatz muss immer Sinn für die Handlung ergeben. Es geht nicht darum, nur originell zu sein. Es geht darum, dass Dein Schauplatz wirkt.
Jetzt bist Du dran: Hast Du schon mal einen ungewöhnlichen Schauplatz in einer Geschichte verwendet? Oder hast Du vielleicht gerade beim Lesen dieses Artikels eine grandiose Idee bekommen? Teile sie in den Kommentaren! Nicht nur, weil ich neugierig bin (was ich definitiv bin), sondern auch, weil andere Leser davon inspiriert werden könnten.
Zum Abschluss bleibt mir nur zu sagen: Hab Spaß dabei! Und „Happy writing“!
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