Genre-Konventionen – ein Begriff, der vielleicht auf den ersten Blick trocken und technisch klingt, doch für jeden, der schreibt, von großer Bedeutung ist. Sie sind die unsichtbaren Leitplanken, die einer Geschichte Struktur und Vorhersehbarkeit geben. Aber was wäre das Schreiben ohne ein wenig Rebellion? Was wäre, wenn Du wüsstest, dass Du diese Regeln brechen kannst, um eine Geschichte zu schaffen, die frisch und einzigartig ist?
Genau das möchte ich in diesem Beitrag einmal erforschen und mit Dir teilen:
Wie kannst Du Genre-Konventionen brechen kannst und dabei trotzdem erfolgreich bleibst?
Inhalt
Was sind eigentlich Genre-Konventionen?
Lass uns einmal kurz einen Blick darauf werfen, was Genre-Konventionen eigentlich sind. Jedes Genre – ob Fantasy, Krimi, Liebesroman, Science-Fiction oder Horror – folgt einem bestimmten Set an Erwartungen. Diese Erwartungen prägen sowohl den Leser als auch den Autor. Sie sind der Rahmen, in dem Geschichten entstehen, und definieren, was Leser von einer Geschichte in einem bestimmten Genre erwarten.
Ein Krimi wird in der Regel einen Detektiv oder Ermittler haben, der einem Verbrechen auf der Spur ist. Ein Liebesroman handelt meist von einer sich anbahnenden Liebesgeschichte mit einem Happy End. In der Science-Fiction gibt es oft technologische Erfindungen, die die Grenzen des Vorstellbaren sprengen. Diese Genre-Konventionen bieten den Lesern Orientierung und geben ihnen eine gewisse Erwartungshaltung.
Für Dich ist es dabei wichtig, diese Erwartungen zu verstehen. Warum? Weil sie Dir einerseits dabei helfen, innerhalb eines Genres zu navigieren, andererseits die Grundlage dafür bilden, diese Regeln auf kreative Weise zu brechen. Ähnlich wie bei den Regeln im Straßenverkehr: Du solltest sie kennen, bevor Du Dich entscheidest, sie bewusst zu missachten – immer mit einem klaren Ziel (und eventuellen Konsequenzen!) vor Augen. (Im Übrigen rate ich natürlich davon ab, irgendwelche Regeln im Straßenverkehr zu brechen. Beschränke Dich beim Regelbruch lieber auf das kreative Schreiben!)

Warum sollte man Genre-Konventionen überhaupt brechen?
Natürlich stellt sich vielleicht die Frage: Warum sollte ich, bzw. Du Genre-Konventionen überhaupt brechen? Die Antwort darauf ist relativ einfach: Um Dich als Schriftsteller weiterzuentwickeln und Geschichten zu schaffen, die originell, überraschend und unvergesslich sind.
Innovation und Kreativität
Eine der größten Gefahren für einen Schriftsteller – besonders, wenn man gerade anfängt – ist es, in allzu vertrauten Bahnen zu bleiben. Natürlich sind diese vertrauten Bahnen angenehm und geben Sicherheit, aber sie führen selten zu etwas wirklich Neuem. Wenn Du jedoch mutig genug bist, die Regeln zu brechen oder zumindest zu biegen, kannst Du eine Geschichte schaffen, die sich von den vielen anderen abhebt.
Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du alles über Bord werfen musst. Stattdessen kannst Du kleine, aber entscheidende Veränderungen vornehmen, die Deine Geschichte originell und frisch erscheinen lassen. Wenn Du deine Kreativität wirklich entfalten willst, ist das Brechen von Genre-Konventionen oft der Schlüssel dazu.
Sich abheben und einzigartig sein
Die Bücherregale, sowohl physisch als auch digital, sind voller Geschichten. Wie soll Deine Geschichte also herausstechen? Genau hier kommt das bewusste Brechen von Genre-Konventionen ins Spiel. Indem Du die Erwartungen Deiner Leser subtil unterwanderst, kannst Du eine einzigartige Stimme entwickeln. Leser sind immer auf der Suche nach etwas Neuem – nach einer Geschichte, die sie überrascht und herausfordert.
Wenn Du die richtigen Konventionen brichst, ohne dabei die Grundprinzipien des Geschichtenerzählens zu vernachlässigen, kannst Du deine Leser auf eine Weise fesseln, die sie nicht erwartet haben. Und genau diese Überraschung ist es, die eine Geschichte unvergesslich macht.
Das Publikum überraschen
Es gibt nichts Langweiligeres als eine vorhersehbare Geschichte. Leser, die regelmäßig in einem bestimmten Genre lesen, kennen oft die typischen Tropen und Klischees. Sie wissen, dass der Held in der letzten Minute den Tag retten wird. Sie erwarten, dass die Liebesgeschichte am Ende in einem Kuss kulminiert. Aber was wäre, wenn Du ihnen stattdessen etwas Unerwartetes gibst?
Indem Du Genre-Konventionen brichst, kannst Du Deine Leser auf eine Reise mitnehmen, die sie nicht erwartet haben. Vielleicht retten nicht die Helden den Tag, sondern die vermeintlichen Bösewichte. Oder die Liebesgeschichte endet nicht mit einem klassischen Happy End, sondern mit einer Lektion über das Leben und die Selbstfindung. Solche Wendungen bleiben im Gedächtnis und machen Deine Geschichte besonders.

Die Balance zwischen Erwartungen und Überraschung
Das Brechen von Genre-Konventionen ist jedoch nicht ohne Risiko. Es ist ein schmaler Grat zwischen kreativer Freiheit und dem Verlust der Leserbindung. Das Geheimnis liegt darin, die Erwartungen der Leser nicht komplett zu ignorieren, sondern sie geschickt zu unterwandern.
Lesererwartungen verstehen
Wenn Leser zu einem Buch greifen, machen sie das oft mit bestimmten Erwartungen. Ein Krimileser erwartet beispielsweise ein spannendes Rätsel und eine schlüssige Auflösung. Ein Liebesroman-Leser möchte die emotionale Reise zweier Menschen miterleben. Diese Erwartungen sind tief in den Genre-Konventionen verwurzelt und bieten den Lesern eine vertraute Grundlage.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Du Dich sklavisch an diese Erwartungen halten musst. Vielmehr geht es darum, diese Erwartungen zu erkennen und dann gezielt damit zu spielen. Das ist ähnlich wie bei einem Tanz: Du folgst den Bewegungen Deines Partners, aber ab und zu führst Du einen unerwarteten Schritt aus, der für Überraschung und Begeisterung sorgt.
Der schmale Grat zwischen Bruch und Vertrautheit
Wenn Du zu radikal vorgehst und alle Konventionen Deines Genres über Bord wirfst, riskierst Du, Deine Leser zu verlieren. Ein Krimi ohne Auflösung? Ein Liebesroman, in dem die Hauptfiguren sich nicht verlieben? Solche drastischen Brüche können Leser frustrieren, die eine gewisse Vertrautheit in der Geschichte suchen.
Stattdessen solltest Du darauf abzielen, die Konventionen Deines Genres zu dehnen, ohne sie vollständig zu brechen. Du kannst beispielsweise in einem Krimi die klassische Detektivfigur behalten, aber den Fall auf unerwartete Weise lösen lassen – vielleicht nicht durch die Brillanz des Detektivs, sondern durch einen Zufall oder die Tat eines unbeteiligten Charakters. Solche kleinen Brüche bieten Überraschung, ohne die Leser komplett aus der Bahn zu werfen.

Strategien zum Brechen von Genre-Konventionen
Wie also bricht man nun erfolgreich Genre-Konventionen? Es gibt viele Wege, dies zu machen, aber hier sind einige der effektivsten Strategien, die Du ausprobieren kannst.
Kleine Anpassungen statt radikaler Brüche
Du musst nicht gleich alle Regeln Deines Genres über Bord werfen. Tatsächlich kann es oft effektiver sein, kleinere Anpassungen vorzunehmen, die trotzdem große Auswirkungen haben. Dies ermöglicht es Dir, innerhalb des vertrauten Rahmens des Genres zu bleiben und dennoch innovative Akzente zu setzen.
Nehmen wir zum Beispiel einen Kriminalroman. Du könntest die klassische Struktur mit einem Ermittler und einem Verbrechen beibehalten, aber die Geschichte aus einer völlig unerwarteten Perspektive erzählen – vielleicht aus der Sicht des Verbrechers oder eines Zeugen, der nur am Rande in die Ereignisse involviert ist. Solche kleinen Veränderungen können Deine Geschichte frisch und aufregend machen, ohne dass Du Deine Leser zu sehr verwirrst.
Veränderte Perspektiven oder ungewöhnliche Protagonisten
Eine weitere Möglichkeit, Genre-Konventionen zu brechen, besteht darin, den Fokus auf Figuren zu legen, die normalerweise nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. In vielen Genres gibt es bestimmte Archetypen, die immer wieder auftauchen: Der mutige Held, der weise Mentor, die unglückliche Jungfrau in Not. Was wäre, wenn Du diese Archetypen bewusst infrage stellst und die Geschichte aus der Perspektive einer Nebenfigur oder eines Antihelden erzählst?
Vielleicht erzählst du eine Fantasy-Geschichte nicht aus der Sicht des mächtigen Magiers, sondern aus der Perspektive seines tollpatschigen Assistenten, der immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Solche Perspektivwechsel können der Geschichte eine ganz neue Dynamik geben und Deinen Lesern eine unerwartete Sichtweise bieten.
Spielen mit der Struktur
Die Art und Weise, wie eine Geschichte erzählt wird, kann ebenfalls eine Genre-Konvention sein. Viele Geschichten folgen einer linearen Struktur – von Anfang bis Ende. Doch was wäre, wenn Du diese Struktur bewusst brichst und eine nicht-lineare Erzählweise wählst? Vielleicht beginnst Du Deine Geschichte am Ende und arbeitest Dich rückwärts vor, oder du erzählst sie in Form von Tagebucheinträgen, Briefen oder Interviews.
Solche strukturellen Veränderungen können eine Geschichte erfrischend anders machen und den Lesern das Gefühl geben, dass sie etwas wirklich Neues lesen. Allerdings erfordert dies auch ein gewisses Maß an handwerklichem Geschick, da Du sicherstellen musst, dass die Geschichte trotz der unkonventionellen Struktur immer noch verständlich bleibt.
Spielen mit Genre-Mischungen
Ein weiterer spannender Weg, Genre-Konventionen zu brechen, besteht darin, verschiedene Genres miteinander zu vermischen. Natürlich gibt es in vielen Büchern bereits Mischungen aus verschiedenen Genres – zum Beispiel Fantasy mit einem Hauch von Romantik oder Krimis mit Elementen des Horrors. Aber du kannst noch weiter gehen, indem Du scheinbar unvereinbare Genres kombinierst und so etwas völlig Neues schaffst.
Vielleicht schreibst Du eine Science-Fiction-Geschichte, die gleichzeitig Elemente eines historischen Romans enthält. Oder Du kombinierst einen klassischen Liebesroman mit einem Horror-Setting. Solche ungewöhnlichen Kombinationen können dazu führen, dass Deine Geschichte aus der Masse heraussticht und die Leser neugierig macht, weil sie nicht wissen, was sie erwartet.
Bewusstes Verändern von Tropes
Tropes – also wiederkehrende Themen, Motive oder Klischees – sind in vielen Genres allgegenwärtig. Sie sind oft die Bausteine, aus denen Geschichten bestehen. Aber was wäre, wenn Du diese Tropes bewusst in Frage stellst? Anstatt zum Beispiel die klassische „Auserwählten“-Geschichte in der Fantasy zu erzählen, in der der junge Held eine große Bestimmung hat, könntest Du die Geschichte eines gewöhnlichen Menschen erzählen, der durch Zufall in die Ereignisse verwickelt wird und keine besondere Bestimmung hat.
Solche Veränderungen von Tropes können Leser überraschen und ihnen das Gefühl geben, dass sie eine Geschichte lesen, die nicht den ausgetretenen Pfaden folgt.

Die Risiken beim Brechen von Genre-Konventionen
Bedenke, nicht jede Veränderung wird bei den Lesern auf Begeisterung stoßen, und manchmal können Deine Experimente auch nach hinten losgehen. Deshalb ist es wichtig, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein und entsprechend vorbereitet zu sein.
Gefahr der Enttäuschung
Ein großes Risiko besteht darin, dass Du Deine Leser enttäuschen könntest. Wenn sie mit bestimmten Erwartungen an eine Geschichte herangehen und diese Erwartungen nicht erfüllt werden, kann das Frustration und Unzufriedenheit auslösen. Besonders, wenn Du zu drastische Brüche vornimmst, besteht die Gefahr, dass Deine Leser das Gefühl haben, „betrogen“ worden zu sein.
Das bedeutet nicht, dass Du Dich nicht trauen solltest, Genre-Konventionen zu brechen – aber es erfordert durchaus Fingerspitzengefühl und ein gutes Gespür für Deine Zielgruppe.
Die Balance zwischen Originalität und Vertrautheit
Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Du zu weit vom vertrauten Rahmen eines Genres abweichst und Deine Geschichte dadurch zu abstrakt oder schwer verständlich wird. Leser suchen oft nach einem gewissen Maß an Vertrautheit, und wenn Du diese komplett wegnimmst, könnte Deine Geschichte zu schwierig oder verwirrend wirken.
Der Schlüssel liegt hier in der Balance. Du kannst mutig sein und Genre-Konventionen brechen, aber Du solltest sicherstellen, dass Du den Kern deiner Geschichte nicht aus den Augen verlierst. Eine gute Geschichte bleibt auch dann fesselnd, wenn sie die Regeln bricht, weil sie immer noch die fundamentalen Prinzipien des Geschichtenerzählens beachtet: interessante Charaktere, spannende Konflikte und emotionale Tiefe.
Schwierigere Vermarktung
Eine weitere Herausforderung beim Brechen von Genre-Konventionen besteht darin, dass es schwieriger sein kann, Dein Buch zu vermarkten. Verlage und Leser neigen oft dazu, nach klar definierten Genres zu suchen, weil diese ihnen eine gewisse Sicherheit geben. Wenn Dein Buch zu stark von den Konventionen abweicht, könnte es schwerer sein, eine Zielgruppe zu finden oder in eine bestimmte Kategorie eingeordnet zu werden.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Du nicht erfolgreich sein kannst – im Gegenteil, es gibt viele Beispiele von Autoren, die gerade durch das Brechen von Genre-Konventionen erfolgreich wurden. Aber es erfordert möglicherweise etwas mehr Geduld und Kreativität, um Dein Buch an den Mann oder die Frau zu bringen.
Die berühmten Schlussgedanken
Das Brechen von Genre-Konventionen kann eine großartige Möglichkeit sein, Deine Kreativität zu entfalten und originelle Geschichten zu schreiben. Doch wie bei allen Regeln, gibt es auch hier eine Balance, die Du finden musst. Die Kunst besteht darin, die Erwartungen Deiner Leser zu erkennen und dann gezielt damit zu spielen, ohne die grundlegenden Prinzipien des Geschichtenerzählens aus den Augen zu verlieren.
Denke daran, dass das Brechen von Konventionen nicht bedeutet, dass Du alle Regeln ignorieren solltest. Es geht vielmehr darum, die richtige Mischung aus Vertrautem und Neuem zu finden. Deine Leser suchen nach Geschichten, die sie sowohl überraschen als auch emotional berühren. Wenn Du diese Balance findest, kannst Du eine Geschichte schaffen, die lange im Gedächtnis bleibt.
Versuche es mal! Wähle ein Genre, das Du gerne liest oder in dem Du schreibst und nimm Dir eine zentrale Genre-Konvention vor, die Du bewusst brechen willst. Schreibe eine kurze Geschichte, in der Du mit dieser Regel spielst, und beobachte, wie es Deine Geschichte verändert. Du wirst überrascht sein, wie viel Freiheit Dir das Brechen von Regeln geben kann!
Teile Deine Erkenntnisse gerne in den Kommentaren? Und schreibe auch gerne, welche Genre-Konventionen Du gebrochen hast. Ich bin gespannt!
Viel Erfolg und „happy writing“!
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