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Schreibübung #13: Die Geheimtür

Lesezeit: ca. 7 Minuten

Was würdest Du tun, wenn in Deinem Zuhause plötzlich eine Tür auftaucht, die es gestern noch nicht gab?
In dieser Schreibübung entdeckst Du, wie eine simple Geheimtür zur Quelle unzähliger Geschichten werden kann. Von Spannung und Atmosphäre über Charaktertiefe bis hin zu kreativen Varianten – öffne die Tür und lass Dich inspirieren!

Willkommen zu einer neuen Schreibübung an. Sie lautet: „Deine Figur entdeckt in ihrem Haus eine geheimnisvolle Tür, die sie noch nie zuvor gesehen hat. Was steckt dahinter?“ Klingt simpel, oder? Aber in Wahrheit ist diese kleine Idee ein kreatives Feuerwerk. Denn sie zwingt Dich dazu, Atmosphäre aufzubauen, Spannung zu erzeugen, Deine Figur auf die Probe zu stellen – und vor allem Deine Fantasie frei laufen zu lassen.

Stell Dir vor, Du gehst wie gewohnt durch Dein Zuhause. Jeder Raum, jede Ecke, jedes Möbelstück ist Dir vertraut. Du weißt, wo der Boden knarrt, welche Tür klemmt und wo die Schublade klemmt, wenn man sie zu fest zudrückt. Alles wirkt normal, so wie immer. Doch plötzlich bleibt Dein Blick an etwas hängen. An einer Tür. Einer Tür, die nicht da sein sollte. Einer Tür, die Du noch nie zuvor gesehen hast – obwohl Du schon seit Jahren hier lebst.

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Schreibübung #13 Die Geheimtür

In diesem Artikel schauen wir uns an, warum die Übung so effektiv ist, wie Du sie praktisch umsetzen kannst und welche Varianten Du ausprobieren solltest. Außerdem gebe ich Dir Beispiele, Mini-Aufgaben und Ideen, wie Du Deine Geschichte erweitern kannst. Am Ende wirst Du sehen: Hinter einer simplen Tür steckt der Stoff für unzählige Geschichten.

Warum eine Geheimtür die perfekte Schreibübung ist

Türen sind nicht nur praktische Bauelemente. Sie sind ein starkes Symbol. Schon in Märchen, Mythen und Legenden tauchen Türen und Tore immer wieder auf. Sie stehen für Übergänge, für Veränderung, für das Unbekannte. Eine Tür kann Schutz bieten, aber auch Gefahr verbergen. Sie kann ins Paradies führen oder ins Grauen.

Und genau darum eignet sich die Idee einer plötzlich auftauchenden Tür so hervorragend für eine Schreibübung. Sie vereint mehrere Vorteile:

Mystery-Faktor

Allein das Bild einer unerwarteten Tür sorgt für Spannung. Der Leser denkt sofort: Was steckt dahinter? Diese Neugier ist ein idealer Motor für jede Geschichte.

Atmosphäre

Türen laden dazu ein, die Umgebung mit allen Sinnen zu beschreiben. Du kannst Licht und Schatten nutzen, Geräusche andeuten, Gerüche einfließen lassen. Schon wenige Details schaffen ein beklemmendes oder magisches Gefühl.

Charaktertiefe

Wie Deine Figur reagiert, sagt enorm viel über sie aus. Stürzt sie sich voller Neugier ins Abenteuer? Bleibt sie skeptisch? Zögert sie? Holt sie Verstärkung? Jede Reaktion zeigt uns etwas über ihre Persönlichkeit.

Genre-Vielfalt

Das Beste: Diese Übung funktioniert in jedem Genre. In einem Krimi könnte die Tür zu einem geheimen Versteck führen. In der Fantasy wird sie zum Portal in eine andere Welt. Im Horror zur Pforte in einen Keller, den man besser nicht betritt. Und in der Komödie vielleicht zu einer Abstellkammer voller tanzender Katzen.

Das Geniale daran: Du musst nicht lange überlegen, wie Du anfängst. Dein Einstiegspunkt ist die Tür. Von dort aus kann sich die Geschichte in jede Richtung entwickeln.

Mini-Übung:

Schreibe Dir fünf Wörter auf, die dir spontan zum Thema „Geheimtür“ einfallen (z. B. verrostet, geheim, verlockend, dunkel, Wunderland). Verwende diese Wörter in einer kurzen Beschreibung der Tür.

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Der Anfang: die Entdeckung

Damit Deine Szene sofort fesselt, brauchst Du einen starken Einstieg. Was passiert, sobald Deine Figur die Tür zum ersten Mal bemerkt? Wie schilderst Du diesen Moment so, dass der Leser nicht aufhören will zu lesen?

Ein Beispiel:
„Sie ging den Flur entlang, wie jeden Abend. Doch diesmal blieb sie abrupt stehen. Rechts neben der Kommode, wo eigentlich nur eine kahle Wand sein sollte, zeichnete sich die Umrisslinie einer Tür ab. Ein schmaler Spalt, kaum zu sehen – und doch so deutlich, dass sie sich fragte, wie sie ihn all die Jahre übersehen konnte.“

Damit Deine Leser die Entdeckung miterleben, solltest Du mit allen Sinnen arbeiten. Welche Geräusche liegen in der Luft? Knarrt die Dielen unter den Schritten? Wird die Luft kälter? Riecht es plötzlich modrig oder nach frischer Farbe? Auch kleine Kontraste wirken stark: Beginnt die Szene mit einer banalen Alltagshandlung – etwa dem Abstellen einer Teetasse –, sticht die geheimnisvolle Entdeckung umso stärker hervor.

Ein häufiger Anfängerfehler ist es, den Einstieg zu überfrachten. Halte Dich nicht zu lange mit der Vorgeschichte auf. Die Tür ist der Aufhänger. Also lass sie schnell ins Spiel kommen.

Mini-Übung:

Schreibe zwei verschiedene Einstiege für dieselbe Szene. Einmal beginnt sie ganz alltäglich, einmal dramatisch (z. B. mitten in der Nacht bei einem Stromausfall). Vergleiche die Wirkung.

Die Reaktion der Figur

Die Tür ist da – aber wie reagiert Deine Figur? Genau das macht den Unterschied zwischen einer blassen Szene und einer spannenden Geschichte. Die Reaktion verrät uns, wer die Figur ist.

Ein paar Beispiele:

  • Die Neugierige: „Wow, eine Tür, die ich noch nie gesehen habe? Rein da!“
  • Der Skeptiker: „Das ist bestimmt nur eine Täuschung. Vielleicht träume ich oder habe zu wenig geschlafen.“
  • Der Vorsichtige: „Okay, erst mal eine Taschenlampe holen. Und ein Messer. Und mein Handy. Und …“
  • Der Mutige: Er geht einfach hindurch, ohne lange nachzudenken.

Die Reaktion bestimmt auch den Ton der Geschichte. Eine ängstliche Figur erzeugt sofort Spannung und Beklemmung. Eine neugierige Figur macht den Text lebendig und abenteuerlustig.

Mini-Übung:

Schreibe die Szene dreimal, jeweils mit einer anderen Figur, die anders reagiert. Vergleiche, wie sehr sich die Stimmung verändert – obwohl der Auslöser derselbe ist.

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Der Moment der Entscheidung

Jetzt wird es ernst. Deine Figur steht vor der Tür. Öffnet sie sie? Geht sie hindurch? Lässt sie sie geschlossen? Jede Entscheidung hat Folgen.

Um Spannung zu erzeugen, solltest Du diesen Moment nicht zu schnell abhandeln. Mach es Deiner Figur ruhig schwer. Vielleicht ist die Tür verschlossen. Vielleicht ist sie nur einen Spalt offen und es dringt ein kaltes, unheimliches Geräusch heraus. Oder sie wirkt so verführerisch, dass man sich fragt, ob ein Bann auf ihr liegt.

Das Zögern Deiner Figur macht die Szene intensiver. Wenn sie zwischen Neugier und Angst hin- und hergerissen ist, fiebern die Leser automatisch mit.

Mini-Übung:

Schreibe ein kurzes inneres Ringen Deiner Figur. Zwei Sätze dafür, warum sie die Tür öffnen sollte, und zwei Sätze dagegen.

Was steckt dahinter? Möglichkeiten für Dich

Der spannendste Moment kommt natürlich, wenn die Tür geöffnet wird. Was sich dahinter verbirgt, entscheidet über Richtung und Genre Deiner Geschichte.

Hier ein paar Ideen:

  • Fantasy: Ein geheimer Garten, ein Portal in eine andere Welt, ein Raum voller sprechender Bücher.
  • Horror: Ein dunkler Keller, ein unheimlicher Atemzug, Schatten, die sich bewegen.
  • Krimi: Eine versteckte Kammer mit Beweisen für ein Verbrechen.
  • Science-Fiction: Ein Raum voller futuristischer Maschinen oder ein Zugang zu einer Parallelwelt.
  • Komödie: Ein Raum voller Katzen mit Partyhüten oder eine Vorratskammer mit einem Brot von 1998, das noch immer frisch ist.

Mini-Übung:

Notiere fünf völlig unterschiedliche Möglichkeiten für das, was hinter der Tür liegt. Wähle dann die aus, die Dich am meisten reizt, und schreibe eine Szene dazu.

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Atmosphäre: Dein bester Freund

Das, was hinter der Tür liegt, lebt vor allem durch Atmosphäre. Sie ist der Schlüssel dazu, Deine Leser emotional hineinzuziehen.

Denk dabei an alle Sinne:

  • Sehen: Flackert eine Kerze? Fällt grelles Neonlicht?
  • Hören: Tropfen? Knarren? Geflüster?
  • Riechen: Moder, Rauch, Rosen, Maschinenöl?
  • Fühlen: Gänsehaut, Herzklopfen, zittrige Hände?

Statt einfach zu schreiben „der Raum war dunkel“, kannst Du kreativere Bilder finden. Zum Beispiel: „Die Schatten klebten wie feuchte Tücher an den Wänden.“ So schaffst Du eine viel intensivere Atmosphäre.

Mini-Übung:

Beschreibe einen Raum hinter der Tür, ohne das Wort „dunkel“ zu benutzen.

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Den Spannungsbogen halten

Die Tür ist der Auftakt, aber was folgt danach? Du hast zwei Möglichkeiten:

  • Kurze Szene: Beschränke dich auf Entdeckung, Reaktion und einen kurzen Blick hinein.
  • Längere Geschichte: Lass neue Elemente entstehen. Vielleicht verändert der Raum deine Figur. Vielleicht birgt er ein Geheimnis aus der Vergangenheit. Oder er ist nur der Anfang eines Abenteuers.

Ein praktischer Ansatz: Schreibe zunächst eine Mini-Szene von 500 Wörtern. Danach kannst Du entscheiden, ob Du sie ausbaust oder so stehen lässt.

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Schreibvarianten für Anfänger

Um Dich spielerisch an die Übung heranzutasten, kannst Du verschiedene Varianten ausprobieren:

  1. Tagebuchstil: Deine Figur schreibt ins Tagebuch, dass sie die Tür entdeckt hat.
  2. Dialog: Zwei Figuren entdecken die Tür gemeinsam und diskutieren, was zu tun ist.
  3. Innere Stimme: Schreibe die Szene nur aus Gedanken und Gefühlen Deiner Figur.
  4. Perspektivenwechsel: Erzähle einmal aus Sicht der Figur – und einmal aus Sicht der Tür.

Mini-Übung:

Wähle zwei dieser Varianten und schreibe die Szene jeweils neu.

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Schritt-für-Schritt-Anleitung

Damit Du gleich loslegen kannst, hier eine kompakte Anleitung:

  1. Wähle den Schauplatz (z. B. Küche, Flur, Keller).
  2. Beschreibe die Tür detailliert.
  3. Zeige die Reaktion deiner Figur.
  4. Baue Spannung durch Zögern oder Hindernisse auf.
  5. Enthülle, was hinter der Tür ist.
  6. Zeige, wie die Entdeckung Deine Figur verändert.
  7. Runde die Szene mit einem Twist oder einer Reflexion ab.

Die berühmten Schlussgedanken

Eine Geheimtür ist ein Geschenk für jeden Autor. Sie ist geheimnisvoll, flexibel und ein perfekter Ausgangspunkt, um sofort ins Schreiben zu kommen. Du brauchst keine lange Vorbereitung – die Tür ist da, und alles Weitere ergibt sich im Prozess.

Also schnapp Dir dein Notizbuch oder Dein Schreibprogramm und probiere es aus. Schreib Deine eigene Version dieser Schreibübung. Öffne die Tür, geh hindurch – und lass Dich überraschen, was Du findest.

Denn genau darum geht es beim Schreiben: ums Entdecken.

„Happy writing“

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