Die Perspektive, aus der eine Geschichte erzählt wird, ist wie der Blick durch ein Fenster in eine andere Welt. Sie bestimmt, welchen Blickwinkel der Leser einnimmt und wie er die Ereignisse und Charaktere erlebt. Die Perspektive beeinflusst darüber hinaus auch die Atmosphäre, die Nähe zu den Figuren und sogar die Art und Weise, wie die Handlung voranschreitet.
Beim Schreiben gibt es eine Vielzahl von Perspektiven, aus denen Du wählen kannst, um Deine Geschichte zu erzählen. Eine der häufigsten Perspektiven ist die „Erste-Person“, bei der die Geschichte aus der Sicht eines einzelnen Charakters erzählt wird, der sich selbst als „ich“ bezeichnet. Eine weitere häufig verwendete Perspektive ist die „Dritte-Person“, bei der der Erzähler die Handlung und die Charaktere von außen betrachtet und sie als „er“, „sie“ oder „es“ beschreibt. Schließlich gibt es noch die „Allwissende“-Perspektive, bei der der Erzähler Zugang zu den Gedanken und Gefühlen aller Charaktere hat und die Handlung aus einer übergeordneten, also einer allwissenden Position heraus kommentiert.
Doch welche solltest Du nun für Deine Geschichte wählen? Um Dir bei der Entscheidung zu helfen, zeige ich Dir in diesem Beitrag einmal einige Stärken und Schwächen jeder Perspektive.
Inhalt

Die „Erste-Person“-Perspektive
Hierbei handelt es sich um eine Erzähltechnik, bei der die Geschichte aus der Sicht eines einzelnen Charakters erzählt wird, der sich selbst als „ich“ bezeichnet. Diese Methode ermöglicht es den Lesern, sich direkt in die Gedankenwelt und die Gefühle dieses Charakters einzufühlen. Sie schafft also eine unmittelbare Nähe zum Protagonisten. Diese Perspektive ermöglicht es Dir aber auch, die Innenwelt des Charakters detailliert zu erkunden und seine Motivationen, Ängste und Hoffnungen offen zu legen.
Stärken
Fangen wir direkt mit einem der größten Stärke an. Indem die Geschichte aus der Sicht des Charakters erzählt wird, können Deine Leser direkt in dessen Gedanken und Gefühle eintauchen. Das führt zu einer intensiven und persönlichen Bindung. Diese Nähe erlaubt es aber auch, sich leichter in die Handlung einzufühlen und die Ereignisse aus einer persönlichen Perspektive zu erleben.
Ein weiterer Vorteil liegt in der Vertiefung von charakterlichen Merkmalen. Die Leser können direkt in das Innere des Charakters schauen. Sie bekommen die Möglichkeit, seine Motivationen, Ängste und Hoffnungen auf einer tieferen Ebene zu verstehen. Dadurch entsteht eine reichhaltige und nuancierte Darstellung des Charakters und ermöglicht es Dir gleichzeitig, komplexe und vielschichtige Figuren zu erschaffen.
Darüber hinaus erhältst Du mit der „Ersten-Person“-Perspektive eine gewisse Authentizität und Glaubwürdigkeit für Deine Geschichte. Indem der Protagonist die Ereignisse aus seiner eigenen Perspektive heraus schildert, entsteht ein Gefühl von Echtheit und Unmittelbarkeit.
Schwächen
Trotz ihrer Stärken hat die „Erste-Person“- Perspektive auch einige potenzielle Schwächen, die Du kennen und beachten solltest. Einer der herausforderndsten Aspekte ist die begrenzte Sichtweise, die mit dieser Perspektive einhergeht. Da die Geschichte ausschließlich aus der Sicht des Protagonisten erzählt wird, haben die Leser keinen Zugang zu den Gedanken und Gefühlen anderer Charaktere. Dies kann dazu führen, dass die Handlung einseitig oder eingeschränkt erscheint und wichtige Aspekte der Geschichte möglicherweise nicht vollständig beleuchtet werden können.
Das führt direkt zum nächsten Nachteil, die Schwierigkeit bei der Darstellung anderer Charaktere und Handlungsorte. Da die Geschichte durch die Augen des Protagonisten sozusagen „gefiltert“ wird, kann es schwierig werden, die Sichtweise und Motivationen anderer Charaktere vollständig zu erfassen. Oder auch verschiedene Handlungsorte lebendig und authentisch darzustellen.

Die „Dritte-Person“-Perspektive
Anders als bei der „Ersten-Person“-Perspektive, wo der Charakter sich selbst als „ich“ bezeichnet, verwendet die „Dritte-Person“- Perspektive pronominale Ausdrücke wie „er“, „sie“ oder „es“, um die Charaktere zu beschreiben. Dieser Ansatz ermöglicht es Dir, die Handlung und die Charaktere aus einer gewissen Distanz zu betrachten und verschiedene Blickwinkel und Handlungsorte zu erkunden. Sie bietet Dir also eine gewisse Objektivität und einen breiteren Blick auf die Handlung und ermöglicht, eine vielschichtige und komplexe Geschichte zu erzählen. Es ist also insgesamt eine vielseitige und flexible Methode.
Stärken
Einer der größten Stärken dieser Perspektive ist ihre Flexibilität. Da die Geschichte aus der Sicht des Erzählers geschrieben wird, kannst Du verschiedene Charaktere und Handlungsorte aus einer externen Perspektive betrachten. Du erhältst damit die, eine komplexe und nuancierte Geschichten zu entwickeln, die eine Vielzahl von Charakteren und Handlungsebenen umfassen.
Im Gegensatz zur „Ersten-Person“-Perspektive, die oft durch die subjektive Sichtweise des Protagonisten gefärbt ist, ermöglicht die „Dritte-Person“- Perspektive darüber hinaus eher eine objektive Sicht auf die Dinge. Durch eine gewisse Distanz zu den Charakteren und der Handlung kannst Du also die Ereignisse aus einer übergeordneten Perspektive betrachten.
Darüber hinaus kannst Du verschiedene Erzählstile und Tonlagen verwenden, um die Atmosphäre und Stimmung der Geschichte zu gestalten. Durch diese Vielseitigkeit erhältst Du gleichzeitig mehr Kreativität.
Schwächen
Die Distanz zu Charakteren, Handlungen und Orte ist allerdings auch eine Schwäche. Denn gleichzeitig können die Leser manchmal das Gefühl bekommen, weniger eng mit den Charakteren verbunden zu sein, da sie nicht direkt in deren Gedanken und Gefühle eintauchen können. Charaktere sind dann möglicherweise weniger greifbar oder authentisch.
Ein weiterer Nachteil liegt bei der Möglichkeit Deine Figur zu charakterisieren. Da die Geschichte aus einer externen Perspektive betrachtet wird, solltest Du entsprechend kreativer sein, um die Motivationen, Gedanken und Gefühle der Charaktere auf eine glaubwürdige und überzeugende Weise zu vermitteln. Dies erfordert ein feines Gespür für Sprache und Erzähltechnik, um sicherzustellen, dass die Charaktere lebendig und nuanciert dargestellt werden, ohne dass die Geschichte an Glaubwürdigkeit verliert.

Die „Allwissende“-Perspektive
Die „Allwissende“-Perspektive, ist eine Erzähltechnik, bei der Du über ein umfassendes Wissen über die Handlung, die Charaktere und die Ereignisse der Geschichte verfügst. Im Gegensatz zur „Ersten Person“- und „Dritten-Person“- Perspektive, bei denen die Geschichte aus der Sicht eines bestimmten Charakters oder eines Erzählers erzählt wird, bietet die „Allwissende“-Perspektive einen Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Charaktere. Darüber hinaus auch noch eine übergeordnete Sicht auf die Handlung. Es ist eine durchaus leistungsstarke Möglichkeit, die es Dir ermöglicht, eine breite Palette von Charakteren und Handlungsebenen zu entwickeln und eine tiefgründige und fesselnde Erzählung zu schaffen.
Stärken
Mit der „Allwissenden“-Perspektive erhältst Du und Deine Leser ein umfassendes Wissen über die Gedanken, Gefühle und Motivationen aller Charaktere. Sie ermöglicht es Dir also, komplexe Charaktere zu entwickeln und die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Das kann durchaus zu einer reichhaltigen und nuancierten Erzählung führen.
Da Du über ein umfassendes Wissen über die Handlung und die Charaktere verfügst, kannst Du darüber hinaus auch verschiedene Erzählstile und -techniken verwenden, um die Atmosphäre und Stimmung der Geschichte zu gestalten.
Schwächen
Da Du über ein umfassendes Wissen über die Handlung und die Charaktere verfügst, kann es manchmal schwierig sein, dieses Wissen auf eine ausgeglichene und gut strukturierte Weise zu präsentieren. Deine Leser können dadurch schnell überwältigt werden und Schwierigkeiten haben, den Überblick über die verschiedenen Handlungsstränge und Charaktere zu behalten.
Bei den Stärken habe ich erwähnt, dass Du verschiedene Erzählstile und -techniken einbringen kannst. Allerdings solltest Du auf eine konsistente Erzählstimme achten, also nicht zwischen verschiedenen Perspektiven hin- und herschwanken.
Letztendlich kann auch diese Perspektive, ähnlich wie die der „Dritten-Person“, eine gewisse Distanz zwischen Deinen Lesern und den Charakteren schaffen. Da alles aus einer übergeordneten Perspektive betrachtet wird, kann manchmal das Gefühl entstehen, weniger eng mit den Charakteren verbunden zu sein, da sie nicht direkt in deren Gedanken und Gefühle eintauchen können.
Übersicht der Erzähl-Perspektiven
Perspektive | Stärken | Schwächen |
„Erste-Person“ |
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„Dritte-Person“ |
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„Allwissend“ |
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Was ist mit der „Zweiten-Person“-Perspektive?
Vielleicht fragst Du Dich, was eigentlich mit der „Zweiten-Person“-Perspektive ist, weil ich diese hier gar nicht aufgeführt habe? Nun, dann reiße ich es mal kurz an. Es ist eine Erzähltechnik, die sehr wenig für das Schreiben von Geschichten verwendet wird, aber dennoch interessant und kreativ sein kann. Bei dieser Perspektive wird der Leser nämlich direkt angesprochen, indem Du den Charakter oder den Leser als „du“ oder „ihr“ beschreibst. Diese unmittelbare Ansprache erzeugt eine direkte Verbindung zwischen dem Leser und der Handlung, da er direkt in die Geschichte hineingezogen und angesprochen wird. Allerdings ist die Umsetzung wirklich schwierig und daher an dieser Stelle nicht zu empfehlen.
Die berühmten Schlussgedanken
Was ist nun die richtige Erzählperspektive? Nun, ob es ein konkretes „richtig“ oder „falsch“ gibt, wage ich zu bezweifeln. Allerdings ist es wichtig, dass Du Dir über das Ziel und die gewünschte Wirkung der Perspektive klar bist. Wenn Du beispielsweise eine intensive und persönliche Bindung zwischen Deinem Leser und dem Protagonisten anstrebst, kann die „Erste-Person“-Perspektive eine gute Wahl sein. Wenn Du hingegen eine objektivere Darstellung der Handlung und der Charaktere bevorzugst, dann könnte die „Dritte-Person“-Perspektive besser geeignet sein.
So oder so sollte Deine Wahl der Perspektive auch mit Deinen erzählerischen Bedürfnissen und der Art Deiner Geschichte übereinstimmen. Eine Geschichte mit vielen unterschiedlichen Charakteren und Handlungsorten könnte von der vielseitigen Flexibilität der „Dritten-Person“-Perspektive profitieren. Während eine Geschichte mit einem einzigen Protagonisten und einem starken Fokus auf dessen Innenwelt möglicherweise besser durch die „Erste-Person“- Perspektive erzählt wird.
Puh, gar nicht so einfach!
Welche Erzähl-Perspektive verwendest Du für Deine Geschichte? Und warum? Teile es mir gerne in den Kommentaren mit!
Nun, aber viel Spaß beim Ausprobieren und Experimentieren … „Happy writing“!
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