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Parallele Handlungsstränge: Mehrere Storys gleichzeitig schreiben

Lesezeit: ca. 9 Minuten

Stell Dir vor, Du liest ein Buch oder schaust einen Film, in dem nur eine einzige Geschichte erzählt wird – ohne Abweichungen, ohne Nebenhandlungen, ohne zusätzliche Perspektiven. Das könnte auf Dauer ziemlich eintönig werden, oder? Hier kommt nun die Magie ins Spiel: Parallele Handlungsstränge. Sie ermöglichen es Dir, mehrere Geschichten innerhalb derselben Geschichte zu erzählen. Das macht Deine Erzählung nicht nur komplexer und spannender, sondern bietet Dir auch zusätzlich die Möglichkeit, verschiedene Charaktere und Themen auf unterschiedliche Weisen zu erkunden.

Gerade für Schreibanfänger kann die Idee, mehrere Handlungsstränge gleichzeitig zu führen, einschüchternd wirken. Doch keine Sorge! Mit ein wenig Übung und den richtigen Tipps kannst auch Du spannende, miteinander verwobene Geschichten schaffen. In diesem Beitrag zeige ich Dir, wie Du das Ganze angehen kannst.

Also, lass uns loslegen!

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Parallele Handlungsstränge Mehrere Storys gleichzeitig schreiben

Was sind parallele Handlungsstränge?

Bevor wir uns tief in Details stürzen, lass uns zunächst klären, was parallele Handlungsstränge überhaupt sind.

Nun, ganz einfach ausgedrückt, sind parallele Handlungsstränge verschiedene Geschichten oder Erzählungen, die innerhalb eines größeren Werks nebeneinander verlaufen. Sie können zwar unabhängig voneinander sein, aber in der Regel gibt es Berührungspunkte oder gemeinsame Themen, die die Stränge miteinander verbinden.

Um das Konzept zu verdeutlichen, schauen wir uns ein paar Beispiele aus der Literatur und dem Film an (alle Bücher findest Du mit einem Link am Ende des Beitrags):

  • „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien: Hier haben wir mehrere parallel verlaufende Handlungsstränge. Während Frodo und Sam ihre gefährliche Reise zum Schicksalsberg unternehmen, kämpfen Aragorn, Legolas und Gimli an einer anderen Front. Diese parallelen Handlungsstränge treffen an bestimmten Punkten aufeinander, was die Spannung erhöht, und das Gesamtbild der Geschichte vervollständigt.
  • „Game of Thrones“ von George R.R. Martin: Diese Serie (sowohl die Bücher als auch die TV-Show) ist ein Paradebeispiel für den Einsatz paralleler Handlungsstränge. Hier verfolgen wir die Schicksale verschiedener Familien, Charaktere und Königreiche, die alle ihre eigenen Ziele und Herausforderungen haben. Diese Handlungsstränge laufen nebeneinander her, kreuzen sich und beeinflussen einander.
  • „Der Wolkenatlas“ von David Mitchell: In diesem Buch werden mehrere Geschichten aus verschiedenen Zeitebenen erzählt, die zunächst unabhängig voneinander erscheinen. Doch nach und nach enthüllt sich, wie sie thematisch und inhaltlich miteinander verbunden sind.

Diese Beispiele zeigen, wie mächtig parallele Handlungsstränge sein können, um komplexe und spannende Geschichten zu erzählen.

Zwei Geschichten in einer

Warum parallele Handlungsstränge?

Nun stellt sich die Frage: Warum solltest Du sie überhaupt in Deiner Geschichte verwenden?

Mehrdimensionale Erzählung

Ein großer Vorteil paralleler Handlungsstränge ist, dass sie Deiner Geschichte Tiefe verleihen. Anstatt einer linearen Erzählung, die einem einzigen Charakter oder einer einzigen Handlung folgt, kannst Du mehrere Ebenen und Perspektiven einbringen. Dieser Umstand macht die Erzählung vielschichtiger und bietet dem Leser verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen.

Wie wäre es beispielsweise, wenn Du eine Geschichte über einen Detektiv schreibst, der einen Mordfall aufklären muss. Wenn Du nur aus der Sicht des Detektivs erzählst, könntest Du das natürlich tun – aber wie wäre es, wenn Du zusätzlich die Perspektive des Mörders einbringst, der versucht, seine Spuren zu verwischen? Oder die Sichtweise eines unschuldigen Zeugen, der zufällig in den Fall verwickelt wird? Plötzlich wird Deine Geschichte viel komplexer und spannender!

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Spannungsaufbau

Ein weiterer Vorteil paralleler Handlungsstränge ist ihr Potenzial, Spannung zu erzeugen. Indem Du zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin- und herspringst, kannst Du Cliffhanger schaffen und die Leser dazu bringen, weiterzulesen, weil sie wissen wollen, was als Nächstes passiert. Diese Technik wird oft in TV-Serien verwendet, um das Publikum von einer Folge zur nächsten zu ziehen, aber sie funktioniert genauso gut in Romanen und Kurzgeschichten.

Wenn Du es geschickt anstellst, können parallele Handlungsstränge dem Leser das Gefühl geben, dass in Deiner Geschichte immer etwas Wichtiges passiert – selbst wenn ein Strang gerade eine ruhigere Phase durchläuft, könnte der andere Strang für Spannung sorgen.

Charakterentwicklung

5 Tipps zum Erstellen paralleler Handlungsstränge

Wie gehst Du nun konkret vor, um parallele Handlungsstränge zu erstellen und erfolgreich zu führen?

Tipp 1: Planung ist das A und O

Vielleicht bist Du ein „Pantser“ – jemand, der seine Geschichten lieber ohne viel Vorplanung schreibt, nach dem Motto „einfach drauf los“. Das ist völlig in Ordnung, aber wenn es um parallele Handlungsstränge geht, ist ein gewisses Maß an Planung unerlässlich. Warum? Weil Du sonst leicht den Überblick verlieren könntest.

Eine Möglichkeit, die Struktur Deiner Geschichte zu planen, ist das Erstellen eines Diagramms oder einer Tabelle, in der Du die verschiedenen Handlungsstränge nebeneinander auflistest. Dabei kannst Du notieren, was in jedem Strang passiert, wie sie sich entwickeln und wo sie sich möglicherweise kreuzen oder beeinflussen. Das mag am Anfang etwas aufwendig erscheinen, aber es wird Dir später viel Arbeit ersparen und Dir helfen, logische Brüche zu vermeiden.

Tipp 2: Charaktere und Konflikte klar definieren

Jeder Handlungsstrang sollte eigene, gut definierte Charaktere und Konflikte haben. Damit stellst Du sicher, dass jeder Strang eigenständig und interessant bleibt. Es ist deshalb wichtig, dass Du weißt, was die Motivation jedes Charakters ist und wie der Konflikt in seinem Strang aussieht.

Nehmen wir an, Du schreibst eine Geschichte mit zwei parallelen Handlungssträngen: In einem geht es um eine junge Frau, die versucht, ihre Karriere als Musikerin aufzubauen, während sie gleichzeitig mit einer familiären Krise zu kämpfen hat. Im anderen Strang geht es um ihren älteren Bruder, der im Ausland lebt und mit seiner eigenen Identitätskrise konfrontiert ist. Beide Stränge sind eigenständig, aber sie teilen das Thema der Selbstfindung und der Herausforderungen, die mit Veränderungen im Leben einhergehen.

Es ist wichtig, dass jeder Strang seinen eigenen Spannungsbogen hat und dass die Charaktere sich im Laufe der Geschichte entwickeln.

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Tipp 3: Verbindung zwischen den Strängen schaffen

Auch wenn parallele Handlungsstränge unabhängig voneinander existieren können, ist es oft effektiver, wenn es Verbindungen zwischen ihnen gibt. Diese Verbindungen können auf verschiedene Weisen hergestellt werden:

  • Gemeinsames Thema: Wie in unserem obigen Beispiel könnten beide Handlungsstränge das gleiche Thema behandeln, auch wenn sie unterschiedliche Wege einschlagen.
  • Charaktere, die sich überschneiden: Vielleicht gibt es Charaktere, die in mehreren Strängen auftauchen und so die Verbindung zwischen den Geschichten herstellen.
  • Ereignisse, die sich gegenseitig beeinflussen: Was in einem Handlungsstrang passiert, könnte Auswirkungen auf den anderen Strang haben. Zum Beispiel könnte eine Entscheidung eines Charakters in einem Strang die Situation in einem anderen Strang verschärfen oder lösen.

Durch solche Verbindungen kannst Du den Eindruck einer zusammenhängenden Geschichte verstärken und die Spannung erhöhen, da der Leser wissen will, wie die verschiedenen Stränge schließlich zusammenfinden.

Tipp 4: Ausgewogenheit und Timing

Eines der größten Herausforderungen beim Schreiben paralleler Handlungsstränge ist die Balance zwischen den Strängen zu finden. Wenn Du zu viel Zeit mit einem Strang verbringst, könnten die anderen Stränge an Bedeutung verlieren, was die Geschichte aus dem Gleichgewicht bringt. Um das zu vermeiden, ist Timing entscheidend.

Ein Tipp ist, die Länge und Häufigkeit der Wechsel zwischen den Strängen zu variieren. So kannst Du den Leser überraschen und die Dynamik der Geschichte aufrechterhalten. Manchmal kann ein kurzer, intensiver Abschnitt in einem Strang das Tempo erhöhen, während ein längerer Abschnitt in einem anderen Strang dem Leser eine Verschnaufpause bietet.

Versuche auch, sicherzustellen, dass jeder Handlungsstrang im Laufe der Geschichte genügend Entwicklung erfährt. Es ist wichtig, dass kein Strang vernachlässigt wird und dass jeder seine eigene „Mini-Story“ erzählt, die im Laufe des Buches vollständig entfaltet wird.

Tipp 5: Übergänge zwischen Handlungssträngen

Die Übergänge zwischen den Handlungssträngen sind entscheidend für den Lesefluss. Wenn die Wechsel abrupt oder ungeschickt sind, kann das den Leser aus der Geschichte reißen. Hier sind einige Techniken, um sanfte Übergänge zu schaffen:

  • Cliffhanger: Beende einen Strang an einem spannenden Punkt und wechsle dann zu einem anderen Strang. Das hält die Spannung hoch und motiviert den Leser, weiterzulesen.
  • Spiegelnde Szenen oder Themen: Ein häufiger Kniff ist es, eine Szene in einem Strang zu beenden und mit einer ähnlichen Szene oder einem ähnlichen Thema im anderen Strang fortzufahren. Das schafft eine thematische Verbindung und sorgt für einen harmonischen Übergang.
  • Zeitliche Markierungen: Du kannst den Wechsel zwischen den Strängen auch durch zeitliche Markierungen erleichtern. Zum Beispiel könnte ein Strang in der Vergangenheit spielen und der andere in der Gegenwart, und Du markierst den Wechsel durch eine klare zeitliche Angabe.

Das Ziel ist es, die Leser so durch die Geschichte zu führen, dass sie die Wechsel als organisch und natürlich empfinden und nicht aus dem Fluss der Erzählung herausgerissen werden.

Parallele Handlungsstränge - Herausforderungen

Herausforderungen beim Führen paralleler Handlungsstränge

Wie bei jeder Schreibtechnik gibt es auch beim Einsatz paralleler Handlungsstränge einige Herausforderungen und Fallstricke, die Du kennen und vermeiden solltest.

Zu viele Handlungsstränge

Es kann verlockend sein, viele Handlungsstränge in Deine Geschichte einzubauen, um sie komplex und vielschichtig zu machen. Doch Vorsicht: Zu viele Stränge können die Leser leicht überfordern und dazu führen, dass die Geschichte unübersichtlich wird. Als Faustregel gilt: Beschränke Dich auf zwei bis drei Hauptstränge und eventuell ein oder zwei Nebenstränge. So behältst Du die Kontrolle über die Geschichte, und der Leser kann den Überblick behalten.

Verlorene Fäden

Ein häufiges Problem bei parallelen Handlungssträngen ist, dass ein oder mehrere Stränge im Verlauf der Geschichte „verloren“ gehen – das heißt, sie werden nicht zu Ende geführt oder bleiben unbefriedigend offen. Das passiert oft, wenn der Autor den Fokus zu sehr auf einen Strang legt und dabei die anderen vernachlässigt.

Um das zu vermeiden, ist es wichtig, von Anfang an einen klaren Plan für jeden Handlungsstrang zu haben. Überlege Dir deshalb, wie jeder Strang beginnen, sich entwickeln und schließlich enden soll. So stellst Du sicher, dass alle Stränge einen befriedigenden Abschluss finden und keine losen Enden zurückbleiben.

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Inkonsistenz und Logikfehler

Parallele Handlungsstränge erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, um Inkonsistenzen und Logikfehler zu vermeiden. Wenn Du nämlich nicht aufpasst, könnten sich in den verschiedenen Strängen Widersprüche einschleichen – zum Beispiel könnte ein Charakter in einem Strang etwas tun, das im Widerspruch zu seinem Verhalten in einem anderen Strang steht.

Um solche Fehler zu vermeiden, ist es wiederrum wichtig, dass Du während des Schreibens immer wieder zurückgehst und überprüfst, ob alle Handlungsstränge konsistent bleiben. Es kann auch hilfreich sein, die Geschichte nach der ersten Fassung von jemand anderem lesen zu lassen, um eventuelle Inkonsistenzen aufzuspüren.

Umfangreiche Geschichte - Parallele Handlungsstränge

2 kleine Übungen

Übung macht den Meister – das gilt besonders beim kreativen Schreiben. Hier sind zwei Übungen, die Dir helfen können, Deine Fähigkeiten im Führen paralleler Handlungsstränge zu verbessern.

Übung 1: Kurzgeschichte mit zwei Handlungssträngen

Schreibe eine Kurzgeschichte, in der zwei parallele Handlungsstränge verlaufen. Wähle zwei Charaktere oder Ereignisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, und schreibe abwechselnd über sie. Versuche, eine Verbindung zwischen den beiden Strängen herzustellen und überlege, wie sie sich am Ende zu einem Ganzen fügen könnten.

Diese Übung hilft Dir, das Konzept der parallelen Handlungsstränge in einem überschaubaren Rahmen zu üben, ohne dass Du gleich einen ganzen Roman planen musst.

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Übung 2: Analyse eines Buches

Wähle ein Buch, das Du bereits gelesen hast und das mehrere parallele Handlungsstränge verwendet. Analysiere, wie der Autor die Stränge führt:

  • Wie sind sie miteinander verbunden?
  • Wie schafft der Autor Übergänge zwischen den Strängen?
  • Wie werden die Stränge am Ende zusammengeführt?

Diese Analyse wird Dir wertvolle Einblicke geben, wie Du parallele Handlungsstränge in Deiner eigenen Arbeit einsetzen kannst.

Die berühmten Schlussgedanken

Das Führen paralleler Handlungsstränge mag auf den ersten Blick schwierig erscheinen, aber mit ein wenig Übung und den richtigen Techniken kannst auch Du komplexe und spannende Geschichten erschaffen. Denke daran, dass Planung und Struktur der Schlüssel sind, um den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass alle Stränge zu einem befriedigenden Abschluss kommen.

Vergiss aber auch nicht, dass das Schreiben von Geschichten eine kreative und persönliche Reise ist. Jeder Autor entwickelt seinen eigenen Stil und seine eigenen Methoden, und das ist auch gut so. Parallele Handlungsstränge sind ein mächtiges Werkzeug, aber wie bei jedem Werkzeug liegt es an Dir, wie Du es einsetzt.

Hast Du vielleicht schon Erfahrungen mit parallelen Handlungssträngen gemacht? Welche Tipps und Tricks haben Dir geholfen? Teile Deine Gedanken und Erfahrungen doch gerne in den Kommentaren! Ich freue mich darauf!

„Happy writing!“

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