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Erzähl-Stil: Linear oder nicht-linear erzählen – Was ist besser?

Lesezeit: ca. 9 Minuten

Beim kreativen Schreiben gibt es eine Vielzahl von Entscheidungen, die den gesamten Verlauf Deiner Geschichte prägen können. Eine der wichtigsten Überlegungen, mit der Du Dich schon früh beschäftigen solltest, ist der Erzähl-Stil. Hierbei geht es nicht nur darum, was Du erzählst, sondern auch wie Du es erzählst. Vielleicht stellst Du Dir gerade Fragen wie: „Sollte ich meine Geschichte chronologisch erzählen, also linear, von Anfang bis Ende? Oder sollte ich mit der Struktur experimentieren und eine nicht-lineare Handlung entwickeln?“ Beide Erzähl-Stile bieten dabei unterschiedliche Vorzüge und Herausforderungen. So oder so ist es aber wichtig, den richtigen Ansatz für Deine Geschichte zu wählen, um das Beste aus ihr herauszuholen.

Egal, ob du gerade an Deinem ersten Manuskript schreibst oder bereits etwas Erfahrung hast – in diesem Artikel nehme ich Dich mit auf eine Reise durch die Welt des linearen und nicht-linearen Erzählens. Ich werde Dir zeigen, was die beiden Stile ausmacht, wann es sinnvoll ist, welchen Erzähl-Stil zu verwenden, und wie Du entscheiden kannst, was für deine Geschichte am besten passt.

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Erzähl-Stil Linear oder nicht-linear erzählen – Was ist besser

Wenn Du also herausfinden möchtest, wie Du Deine Geschichte optimal strukturierst, bist Du hier genau richtig!

Was ist lineares Erzählen?

Fangen wir mit dem linearen Erzählen an – das ist der Stil, der den meisten von uns am vertrautesten ist. Wenn wir an das Erzählen einer Geschichte denken, ist dies oft die erste Struktur, die uns in den Sinn kommt: Die Ereignisse werden in der Reihenfolge erzählt, in der sie geschehen. Das bedeutet, dass Du Deiner Geschichte von Anfang bis Ende folgst, ohne große Zeitsprünge oder Umschweife. Du erzählst die Ereignisse chronologisch, also so, wie sie in der „Realität“ stattfinden würden.

Merkmale des linearen Erzählens

  • Chronologische Abfolge: Die Handlung verläuft entlang einer zeitlichen Achse. Die Ereignisse entwickeln sich nacheinander, und der Leser folgt der Handlung Schritt für Schritt.
  • Klarheit: Da alles in einer geradlinigen Reihenfolge erzählt wird, ist der Erzählfluss leicht zu verstehen. Der Leser muss nicht „hin- und herspringen“, um der Handlung zu folgen.
  • Charakterentwicklung: Die Figuren entwickeln sich auf nachvollziehbare Weise. Du kannst ihre Entwicklung von einem Punkt zum nächsten beobachten, ohne dass Sprünge zwischen verschiedenen Zeitpunkten verwirrend wirken.
  • Stetiger Spannungsaufbau: Eine lineare Erzählweise ermöglicht es Dir, die Spannung nach und nach aufzubauen. In Krimis oder Thrillern, die oft linear erzählt werden, kannst du die Spannung mit jedem Hinweis, jedem neuen Puzzleteil steigern.
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Vorteile des linearen Erzählens

  • Einfachheit und Nachvollziehbarkeit: Insbesondere für Anfänger ist dieser Erzähl-Stil oft leichter zu handhaben. Da die Ereignisse nacheinander ablaufen, ist die Handlung ebenfalls für den Leser leicht verständlich und gut nachvollziehbar.
  • Natürliche Erzählstruktur: Die chronologische Reihenfolge der Ereignisse spiegelt die Art und Weise wider, wie wir die Welt im echten Leben erleben. Diese Natürlichkeit erleichtert es den Lesern, sich in die Geschichte hineinzudenken und mit den Figuren zu fühlen.
  • Ideal für Genres wie Krimi: Besonders in Krimis, in denen die Handlung um die Aufdeckung eines Verbrechens oder die Lösung eines Rätsels kreist, ist das lineare Erzählen oft sehr effektiv. Du kannst die Geschichte schrittweise entfalten, während der Protagonist – oft ein Detektiv oder Ermittler – sich der Lösung nähert. Jeder neue Hinweis fügt sich organisch in die Handlung ein, und der Leser kann den Fortschritt der Ermittlungen klar nachvollziehen.
Erzähl-Stil Nicht-Linear

Was ist nicht-lineares Erzählen?

Nicht-lineares Erzählen hingegen spielt mit der Zeit und der Struktur der Geschichte. Hier werden die Ereignisse nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt, sondern es gibt Zeitsprünge, Rückblenden, parallele Handlungsstränge oder sogar Vorgriffe auf zukünftige Ereignisse. Der Leser wird herausgefordert, die verschiedenen Teile zusammenzusetzen, um das Gesamtbild zu verstehen.

Merkmale des nicht-linearen Erzählens

  • Zeitsprünge: Die Handlung springt zwischen verschiedenen Zeitpunkten hin und her. Rückblenden (Flashbacks) und Vorgriffe (Flashforwards) sind gängige Mittel des nicht-linearen Erzählens.
  • Parallele Handlungsstränge: Oft gibt es mehrere Handlungsstränge, die gleichzeitig verlaufen, aber zu verschiedenen Zeiten oder an verschiedenen Orten spielen.
  • Informationsenthüllung in Etappen: Im nicht-linearen Erzählen wird nicht alles sofort preisgegeben. Die Leser erfahren wichtige Informationen erst nach und nach, was oft zu spannenden Wendungen führt.

Vorteile des nicht-linearen Erzählens

  • Erzeugung von Spannung und Überraschung: Nicht-lineares Erzählen bietet Dir als Autor die Möglichkeit, Spannung zu erzeugen, indem Du Informationen zurückhältst und nur schrittweise preisgibst. Das kann beispielsweise zu überraschenden Wendungen führen.
  • Tiefere Charakterstudien: Durch Rückblenden oder Zeitsprünge kannst Du die Vergangenheit Deiner Charaktere näher beleuchten und so tiefere Einblicke in ihre Motivationen und Hintergründe bieten. Dies kann zum Beispiel besonders nützlich sein, wenn ein bestimmtes Ereignis in der Vergangenheit ihre Gegenwart stark beeinflusst.
  • Flexibilität bei der Struktur: Du bist nicht an eine starre Reihenfolge gebunden. Wenn Du feststellst, dass eine bestimmte Szene an einer anderen Stelle in der Geschichte wirkungsvoller ist, kannst Du sie problemlos dorthin verschieben. Dies gibt Dir als Autor eine große kreative Freiheit.
Erzähl-Stil Linear

Linear vs. nicht-linear: Welcher Erzähl-Stil passt zu Deiner Geschichte?

Nun stellt sich aber die entscheidende Frage: Welcher Erzähl-Stil passt am besten zu Deiner Geschichte? Und wie so oft, lautet die Antwort: Das hängt von mehreren Faktoren ab, die Du bei Deiner Entscheidung berücksichtigen solltest.

Die Natur der Geschichte

Stell Dir zunächst die Frage: Was ist das Herz Deiner Geschichte? Möchtest Du eine einfache, direkte Handlung erzählen, bei der die Ereignisse nacheinander ablaufen und der Leser eine klare, nachvollziehbare Reise mit Deinen Figuren durchmacht? Oder möchtest Du eine Geschichte erzählen, die mit der Zeit spielt, Geheimnisse erst nach und nach enthüllt und den Leser dazu bringt, aktiv nach Zusammenhängen zu suchen?

Für einfache Abenteuergeschichten, Liebesromane oder Geschichten mit einer klaren Entwicklung der Hauptfigur bietet sich oft ein linearer Erzähl-Stil an. Wenn Du jedoch eine komplexe Krimi-Handlung mit vielen Wendungen und tiefen Charakterstudien schreiben möchtest, könnte ein nicht-linearer Ansatz besser geeignet sein.

Die Komplexität der Handlung

Wie komplex ist die Handlung Deiner Geschichte? Lineares Erzählen eignet sich gut für Geschichten, bei denen die Handlung leicht verständlich und nachvollziehbar bleiben soll. Du führst den Leser von A nach B und musst Dir keine Gedanken darüber machen, wie Du die verschiedenen Zeit- oder Handlungsebenen strukturierst.

Nicht-lineares Erzählen ist hingegen ideal für komplexe Geschichten, die verschiedene Zeitebenen oder parallele Handlungsstränge umfassen. Wenn Du viele Charaktere oder verschiedene Handlungsorte hast, kann es hilfreich sein, mit der Struktur zu spielen, um die Spannung aufrechtzuerhalten und bestimmte Informationen erst zu enthüllen, wenn sie am wirkungsvollsten sind.

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Der Effekt auf den Leser

Überlege Dir auch, welchen Effekt Du beim Leser erzeugen möchtest. Willst Du, dass der Leser sofort in die Geschichte eintaucht und sich keine Gedanken darüber machen muss, wie die einzelnen Ereignisse zusammenpassen? Dann ist das lineare Erzählen wahrscheinlich die beste Wahl.

Möchtest Du jedoch, dass der Leser aktiv mitarbeitet, Fragen stellt und die Teile selbst zusammensetzt? Dann ist das nicht-lineare Erzählen eine großartige Möglichkeit, um den Leser zu fesseln und ihn immer wieder zu überraschen.

Die Atmosphäre der Geschichte

Der Erzähl-Stil kann aber auch die Atmosphäre Deiner Geschichte stark beeinflussen. Ein lineares Erzählen vermittelt beispielsweise oft eine ruhige, stetige Atmosphäre, in der die Ereignisse aufeinander aufbauen und der Leser Schritt für Schritt in die Handlung eintaucht.

Nicht-lineares Erzählen kann hingegen eine gewisse Unruhe oder Spannung erzeugen, da der Leser nie genau weiß, was als Nächstes kommt. Wenn Du eine Geschichte schreibst, die von Geheimnissen oder unerwarteten Wendungen lebt – wie etwa einen Thriller – kann das nicht-lineare Erzählen dazu beitragen, die Spannung zu verstärken.

Erzähl-Stil Thriller

Wann solltest du lineares Erzählen verwenden?

Ein linearer Erzähl-Stil ist demnach ideal, wenn Deine Geschichte eine klare, verständliche Handlung haben soll, die der Leser ohne große Anstrengungen nachvollziehen kann. Das ist besonders nützlich, wenn Du eine Geschichte schreibst, bei der der Fokus auf den Ereignissen selbst liegt und weniger auf der Art und Weise, wie sie erzählt werden.

Lineares Erzählen ist also perfekt für:

  • Abenteuergeschichten: Wenn Deine Figuren eine Reise unternehmen oder ein klares Ziel verfolgen, bietet sich eine chronologische Erzählweise an, um den Fortschritt ihrer Mission zu verdeutlichen.
  • Liebesgeschichten: Hier kann die emotionale Entwicklung der Figuren Schritt für Schritt erzählt werden, sodass der Leser ihre Beziehung von Anfang an miterlebt.
  • Krimis: In vielen klassischen Krimis entwickelt sich die Handlung linear, während der Ermittler nach und nach Hinweise sammelt und das Rätsel löst.
Erzähl-Stil Abenteuer

Wann solltest du nicht-lineares Erzählen verwenden?

Nicht-lineares Erzählen ist eine großartige Wahl, wenn Du eine Geschichte schreiben möchtest, die den Leser überrascht und zum Nachdenken anregt. Es eignet sich besonders für Geschichten, die komplexe Zeitebenen oder vielschichtige Charaktere umfassen und bei denen es wichtig ist, bestimmte Informationen erst nach und nach preiszugeben.

Nicht-lineares Erzählen ist also ideal für:

  • Krimis mit vielen Wendungen: Wenn Deine Geschichte von unerwarteten Wendungen und Überraschungen lebt, kann ein nicht-linearer Erzähl-Stil dazu beitragen, die Spannung aufrechtzuerhalten.
  • Charakterstudien: Wenn Du die Vergangenheit Deiner Figuren beleuchten möchtest, um zu erklären, warum sie sich so verhalten, wie sie es tun, kannst Du durch Rückblenden mehr Tiefe schaffen.
  • Psychologische Dramen: Bei Geschichten, die sich stark um die innere Welt der Charaktere drehen, kann nicht-lineares Erzählen dabei helfen, ihre Gedanken und Gefühle auf eine vielschichtige Weise darzustellen.
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Wie entscheidest Du Dich für den richtigen Erzähl-Stil?

Am Ende hängt die Entscheidung zwischen linearem und nicht-linearem Erzählen von der Art der Geschichte ab, die Du erzählen möchtest. Hier sind einige praktische Tipps, die Dir bei der Entscheidung helfen können.

Tipp 1: Probiere beide Ansätze aus

Schreibe eine Schlüsselszene aus Deiner Geschichte einmal linear und einmal nicht-linear. Welche Variante vermittelt die Stimmung, die Du erzielen möchtest? Wo funktioniert der Spannungsaufbau besser? Indem Du beide Ansätze ausprobierst, bekommst Du ein Gefühl dafür, welcher Erzähl-Stil Deiner Geschichte besser dient.

Tipp 2: Achte auf den Ton Deiner Geschichte

Welchen Ton möchtest Du in Deiner Geschichte anschlagen? Soll die Handlung kontinuierlich und nachvollziehbar ablaufen, oder möchtest Du den Leser immer wieder überraschen und zum Nachdenken anregen? Ein lineares Erzählen eignet sich besser für eine ruhige, geradlinige Handlung, während nicht-lineares Erzählen oft mehr Dynamik und Spannung bietet.

Tipp 3: Denke an die Struktur

Manchmal hängt die Wahl des Erzähl-Stils auch von der Struktur Deiner Geschichte ab. Wenn Du mehrere Handlungsstränge oder Zeitebenen hast, kann es schwierig sein, alles linear zu erzählen. In solchen Fällen bietet nicht-lineares Erzählen eine flexible Möglichkeit, die verschiedenen Elemente Deiner Geschichte miteinander zu verbinden.

Erzähl-Stil - Charakter

Schreibübungen zur Stilerkundung

Eine gute Möglichkeit, den richtigen Erzähl-Stil zu finden, ist es, verschiedene Schreibübungen auszuprobieren. Hier sind ein paar Übungen, die Dir helfen können, Dich mit linearem und nicht-linearem Erzählen vertraut zu machen.

Übung 1

Schreibe eine kurze Szene linear und dann nicht-linear. Wähle dazu eine einfache Szene, zum Beispiel eine Person, die in einen Raum kommt und etwas entdeckt. Schreibe diese Szene zuerst in chronologischer Reihenfolge (linear). Danach schreibe sie erneut, aber diesmal beginnst du mit der Entdeckung und arbeitest dich in Rückblenden zu den Ereignissen vor, die dazu geführt haben.

Übung 2

Entwickle eine Geschichte mit Rückblenden und Vorgriffen. Erstelle hierfür eine kurze Geschichte, bei der Du mit Rückblenden arbeitest. Du könntest zum Beispiel eine Figur haben, die sich an ein vergangenes Ereignis erinnert, das ihr aktuelles Handeln beeinflusst. Experimentiere damit, wie Du durch die Rückblenden Spannung aufbaust.

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Übung 3

Experimentiere mit parallelen Handlungssträngen, indem Du eine Geschichte schreibst, in der zwei oder mehr Handlungsstränge gleichzeitig ablaufen. Diese Stränge sollten am Ende auf irgendeine Weise miteinander verbunden sein. So lernst Du, wie Du verschiedene Zeitebenen geschickt kombinieren kannst.

Die berühmten Schlussgedanken

Unabhängig davon, ob Du Dich für lineares oder nicht-lineares Erzählen entscheidest – der Erzähl-Stil ist ein zentrales Element, das den Ton und die Struktur Deiner Geschichte maßgeblich beeinflusst. Lineares Erzählen bietet Klarheit und eine einfache Struktur, während nicht-lineares Erzählen Raum für kreative Wendungen und tiefere Charakterstudien lässt.

Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Ansatz – nur denjenigen, der am besten zu Deiner Geschichte passt. Der wichtigste Schritt ist, beide Möglichkeiten auszuprobieren und zu sehen, welcher Erzähl-Stil Dir und Deiner Geschichte am meisten entspricht.

Welchen Erzähl-Stil findest Du „besser“? Schreibe es mir gerne in den Kommentaren!

Viel Spaß beim Experimentieren und Schreiben! „Happy writing“!

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